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29.10.2024

Bild versus Glas! Julius Weiland im Glasmuseum Lette

Julius Weiland (geboren 1971) ist bekannt für seine Kunstwerke aus Glas, die sich in vielen renommierten Sammlungen befinden. Seit einigen Jahren gehört zum Werk des Künstlers die Malerei, die der Künstler auch zusammen mit Werken aus Glas ausstellt. Bis zum 05.01.2025 präsentiert der Wahlberliner im Glasmuseum Lette eine Werkschau mit Werken aus beiden Bereichen. Im Zentrum der Werkschau steht die Nachkriegsarchitektur im Osten Berlins der 1960er bis 1980er Jahre. Julius Weiland lebt selbst in einem Wohnblock dieser Zeit. Dieses Gebäude am heutigen Platz der Vereinten Nationen und andere wie die der Neuköllner High-Deck-Siedlung zeichnet Weiland auf der Leinwand vor, verändert hier und da, lässt Dinge weg und verfremdet das reale Vorbild. Sein Ergebnis sind homogen wirkende, perspektivische horizontale und vertikale Farbfelder, die er stets voneinander abgegrenzt. Die reale Architektur geht bei Weilands Bildern über in eine flache, zweidimensionale Ansicht, doch erzeugen die vielen Perspektivwechsel eine virtuelle Räumlichkeit, der das zugeordnete Glasobjekt mit seiner realen Räumlichkeit entgegen tritt.

Julius Weiland minimalisiert in seiner Malerei und bringt letztlich nur die Grundstruktur seiner architektonischen Vorlagen zum Vorschein. Diese Grundstruktur überträgt er auf das Glas: Geometrische Formen, Linien, polygonale Elemente oder Muster zieht er aus der Bildfläche heraus und überträgt sie auf das Glasobjekt. Wenn Weiland ein Bildmotiv als besonders wichtig erscheint, dann wird es zum Hauptmotiv auf seinem Glasobjekt. Farblich lehnt er sich im Glas an das gemalte Bild an, wobei das Licht sein Objekt zum Leuchten bringt. So entsteht eine lebendige Atmosphäre, die der gemalten Architektur fehlt, ebenso wie der real gebauten.

Das künstlerische Spektrum von Julius Weiland ist breit und vielseitig. Das zeigt die zweite Ebene im Glasmuseum Lette: Dort sind seine ersten Arbeiten aus Glas ausgestellt, verschmolzene Glasröhren von zum Teil spielerischer Dynamik. Für diesen Umgang mit Glasröhren hatte er internationale Preise erhalten. Im Laufe seiner Entwicklung veränderte er ihre Konzeption, Größe und Dichte. Dann wandte er sich dem mundgeblasenen Glas zu und schuf mehrfarbige, fröhliche Arbeiten mit zum Teil figurativem Charakter. Allesamt zeigen sie, dass Julius Weiland immer auf dem Weg ist, das Glas neu zu interpretieren und die Kunst aus Glas zu bereichern.