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29.01.2024

Giampaolo Amoruso im Glasmuseum Frauenau

Fragile Umanità – zerbrechliche Menschlichkeit, nennt Giampaolo Amoruso seine Ausstellung, die noch bis zum 17.03.2024 im Glasmuseum Frauenau gezeigt wird. Der Titel findet in den Exponaten unmittelbaren Ausdruck – auf hohem künstlerischen Niveau. Die Figuren von Giampaolo Amoruso sind ein Spiegelbild sensibler und stets bedrohter Menschlichkeit. Der Werkstoff Glas scheint das ideale Medium für die Botschaft und das künstlerische Selbstverständnis des Künstlers zu ein, den ein feinsinniger Humor davor bewahrt, in reinen Moralismus zu verfallen. 

Amoruso macht in einer von ihm entwickelten individuellen Bildsprache das Menschsein und die Menschlichkeit zum Thema. Der Künstler beweist Virtuosität im Umgang mit dem Werkstoff und macht das Glas zum Sprachrohr seiner humanitären Botschaften. Amoruso zählt zu den bekanntesten jüngeren Glaskünstlern Belgiens. In Frauenau präsentiert er einen Überblick über sämtliche Schaffensphasen.

Als Kind sizilianischer Einwanderer wuchs Amoruso nahe der 1836 gegründeten Cristalleries de Boussu auf. Sein Vater, ein Bergmann und Alleskönner, vermittelte dem Sohn die Vorliebe für harte Arbeit und ein instinktives Gespür für jedes Material, das ihm begegnete. Bereits mit 15 Jahren erlernte Giampaolo das Glasmacherhandwerk. Die technische Virtuosität im Umgang mit dem Glas faszinierten ihn, doch die Routine der industriellen Produktion entsprach nicht seinem leidenschaftlichen Naturell. Inspiriert von der belgischen Glaskunst- Szene entdeckte er den Werkstoff Glas als Möglichkeit, sich künstlerisch und kreativ auszudrücken. 1992 gründete Amoruso seine erste Werkstatt. Er zählt heute zu den bekanntesten Glaskünstlern Belgiens.

Amoruso lernte beim Designer Claude Laurent an der Ecole des Métiers d‘Art de la Province du Hainaut in Mons. In der SarsPoterie-Werkstatt in Nordfrankreich wurd er Assistent des Glaskünstlers Jean-Pierre Umbdenstock. Jetzt hat er sein eigenes Atelier in Deerlijk, seinem neuen Zuhause in der Nähe von Kortrijk in der Provinz Westflandern. 

Ein Künstler, so Amoruso, muss eine Botschaft haben und das Talent besitzen, diese auszudrücken. Wer keine Botschaften hat, sollte schweigen, lautet sein Credo. Amoruso gibt seinen Stimmungen und Gedanken, die ihn beschäftigen eindrucksvoll Ausdruck. Er greift dabei auch auf traditionelle Formen der Vanitas zurück: Alles ist vergänglich, zumindest aber verletzlich, vieles eitel und überflüssig. Dabei pflegt und perfektioniert er eine bestimmte, wiedererkennbare Ausdrucksweise: Kugelfiguren, Köpfe, Fische und andere Tiere. Der menschliche Körper und der Kopf sind die Grundelemente seiner Arbeit: Runde Körper und Schädel, abwesend blickende Augen, kleine Ohren und geschlossene tiefsitzende Münder erzeugen eine suggestive Faszination.