Image
02.05.2023

Gravur on Tour in der Glashütte Gernheim

Seit dem 19.03.2023 zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Museum in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) die Ausstellung «Gravur on Tour: Glashütte Gernheim 2023». 45 Künstlerinnen und Künstler aus zwölf europäischen Ländern präsentieren Werke, die sich auf vielfältige Weise mit der Glasgravur auseinandersetzen. Getragen wird die Ausstellung durch die Mitglieder des «Glass Engraving Network». Das Netzwerk verbindet europaweit Kunstschaffende, die mit Gravur und Schliff künstlerisch arbeiten. «Die Ausstellung zeigt eindrücklich, welch immenses Gestaltungspotential die traditionellen Techniken der Kaltbearbeitung für die zeitgenössische Kunst bieten», erläutert Museumsleiterin Dr. Katrin Holthaus. Die Beziehungen zum Thema Gravur in Gernheim sind vielschichtig: Die 1812 am Ufer der Weser gegründete Glashütte stellte mundgeblasenes Gebrauchsglas für den Export her. Neben Hohlglas wurde auch Flachglas geblasen. Überfangscheiben mit floralen Schliffdekoren, die zur dekorativen Verglasung von Fenstern und Türen Verwendung fanden, galten als besonders erfolgreiches Produkt. Kunstvoll geschliffene und gravierte Pokale, die repräsentativen Zwecken dienten, sind ebenso überliefert. Während Schliff und Gravur in der Zeit des Manufakturbetriebs im 19. Jahrhundert vorwiegend arbeitsteilig zur Fertigung großer Stückzahlen genutzt wurden, trat mit der Einrichtung der musealen Schauproduktion in Gernheim 1998 die künstlerische Anwendung dieser Techniken stärker in den Vordergrund.

Mit der Ausstellung begeht das Glass Engraving Network (GEN) zugleich sein zehnjähriges Bestehen. Das Netzwerk richtet nicht nur Ausstellungen in europäischen Museen aus, sondern veranstaltet auch Meetings und Workshops, um künstlerische Positionen zu diskutieren und die Techniken von Gravur, Schliff und anderen Glasveredelungen weiterzuentwickeln. Anliegen ist, die Gravur aus der Jahrhunderte alten klassischen Tradition zu lösen und für die gegenwärtige Kunst fruchtbar zu machen. Aus diesem Grund dürfen die Objekte für die Ausstellung nicht älter als zwei Jahre sein. Einzige Ausnahme bilden Arbeiten der 2021 verstorbenen Künstlerin Karin Hubert, deren Schaffen eng mit der Glashütte Gernheim verbunden war und dort in zwei Einzelausstellungen gezeigt wurde. Die bewusst inperfekte Gravur setzte Hubert als gestalterisches Mittel ein, mit dem sie Glasscherben und Fundstücken bearbeitete. 

Um die praktische Zielsetzung des Glass Engraving Network zu fördern, werden in der Glashütte Gernheim während der Ausstellung Workshops für die Mitglieder des Netzwerkes stattfinden, die sich der praktischen Umsetzung von Entwürfen, insbesondere der Graal-Technik, widmen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 09.09.2023.