Image
05.08.2018
Kunstsammlungen der Veste Coburg

Hedwigsglas gehört zu den 100 Heimatschätzen Bayerns

Das Coburger Hedwigsglas gehört jetzt zu den „100 Heimatschätzen Bayerns“. Dabei handelt es sich um 100 ausgewählte Exponate aus Museen des Freistaates, die symbolhaft für seine Kultur stehen. Das Heimatministerium und das Kunstministerium hatten mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege zu einem Wettbewerb aufgerufen, an dem sich rund 300 Einrichtungen mit mehr als 600 Ausstellungsstücken beteiligt hatten.
Das Hedwigsglas entstand wohl in Syrien im frühen 11. Jahrhundert als profanes Luxusgut. Möglicherweise gelangte es nach der Plünderung von Konstantinopel im Jahr 1204 in den Westen. Sein Name bezieht sich auf die Hl. Hedwig (1174 – 1243), der Herzogin und Landespatronin von Schlesien und Polen. Eine Legende berichtet, dass sich in ihrer Gegenwart in einem solchen Glas Wasser zu Wein gewandelt habe. Das Coburger Hedwigsglas gehörte nach alter, überzeugender Überlieferung der Hl. Elisabeth von Thüringen (1207 – 1231), der früh verstorbenen Nichte Hedwigs. Als Elisabeth-Reliquie verehrt, kam es spätestens 1469 in den Besitz der Herzöge von Sachsen. Mehrfach ersuchten schwangere Prinzessinnen aus dem Hause Sachsen, aus dem Glas trinken zu dürfen. Aufgrund der wundertätigen Wirkung erhofften sie sich eine sichere Geburt. Unter Kurfürst Friedrich dem Weisen ist das Glas 1507 im so genannten Wittenberger Heiltum nachgewiesen, einer Sammlung Tausender in Gold und Silber gefasster Reliquien. Nach der Ausbreitung der Reformation und der Auflösung des Reliquienschatzes gelangte das Glas wahrscheinlich als Geschenk von Kurfürst Johann dem Beständigen an Martin Luther. Luther, der im Jahr 1530 während des Augsburger Reichstages sechs Monate auf der Veste Coburg weilte, kann als Bewahrer des Hedwigsglases bezeichnet werden. Auf der Veste Coburg wurde das Hedwigsglas als solches erst im Jahr 1910 identifiziert. Es muss aus der Sammlung der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha stammen, unklar ist jedoch, wie das Objekt dorthin gelangte.