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20.05.2015
Forschungs- und Ausstellungsprojekt

Glasmuseum Grünenplan eröffnet Schorborn-Ausstellung

Die Ausstellung ist das erste Arbeitsergebnis einer Projektgruppe aus Sammlern, Wissenschaftlern und Museumsleuten. Im Laufe des Jahres sollen ein Fachsymposium sowie eine umfangreiche Publikation folgen. Die Braunschweiger Sollinghütten des 18. Jahrhunderts grenzen sich ab von den Hütten in Osterwald/Lauenstein (Kurfürstentum Hannover), Altmünden (Landgrafschaft Hessen) und Emde (Bistum Paderborn). Topografisch handelt es sich um eine waldreiche Gegend, politisch um den westlichsten Teil des damaligen Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel, eine Enklave, die bis an das östliche Ufer der Weser reichte. Für den aufkommenden Merkantilismus war die ressourcenreiche und ökonomisch vernachlässigte Region wie geschaffen. Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel befürwortete in den 1740er Jahren ohne Zögern die Gründung von Glas- und Porzellanfabriken sowie anderen Holz verbrauchenden Gewerbezweigen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des braunschweigischen Fabrik- und Manufakturwesen im 18. Jahrhundert berücksichtigt das Thema Glas allerdings bisher nur am Rande. Aus dem regionalen Fokus tritt die 1745 gegründete Schorborner Hütte mit der nahezu zeitgleichen Übersiedlung des Glasschneiders Johann Heinrich Balthasar Sang aus Ilmenau nach Braunschweig und seine Ernennung zum Hofglasschneider. Es erscheint sicher, dass Sang Glas von der Schorborner Hütte in Braunschweig bearbeitete. Im Gegensatz zu seinen bekannten und signierten Spiegeln ist die Zahl der Sang zuzuschreibenden Pokale und Gläser noch sehr gering. Als sicher kann hingegen auf Grund neu aufgefundener biografischer Daten gelten, dass Sang bis mindestens 1764 in Braunschweig tätig war. Spätestens ab 1767 ist Johann Nicolaus Fleischhauer für die Veredelung der Schorborner Gläser verantwortlich. Fleischhauers Vielseitigkeit hat entscheidend dazu beigetragen, dass eine bedeutende Zahl von Gläsern jetzt der Schorborner Hütte zugeschrieben werden kann. Fleischhauer, zunächst auf der hessischen Hütte Altmünden tätig, dann kurzzeitig bei einer Fayencefabrik beschäftigt, besorgte auf der Hütte Schorborn den Glasschnitt. Er bemalte zudem Gläser und Flaschen mit bunten Emailfarben im Stil der Fayencemalerei. Seine Stärke lag jedoch in der Goldbemalung und Radierung. Erhalten hat sich eine überraschend hohe Zahl von Gläsern für den liturgischen Gebrauch in den Kirchen und Kapellen der Region sowie am Hüttenstandort selbst, die mit hoher Sicherheit von Fleischhauer bearbeitet wurden. Insgesamt weist das Produktionsspektrum der Schorborner Hütte im 18. Jahrhundert eine große Breite auf. Vor allem Gebrauchsgläser mit blauer Fadenauflage am Lippenrand, farbig bemalte Gläser und Flaschen sowie Medizinglas, Flachglas und Flaschen wurden an mehreren Hüttenplätzen in hoher Stückzahl gefertigt.

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